Page 9 - Toluna April Austria_Neat
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„Gute Besserung von Tom C. und Andrea U.’ steht hier.“ Er
                                          blickte zu seiner schlafenden Stieftochter und legte die
                                          Karte neben sein Glas. Er nahm den Bloody Mary,

                                          verschüttete wieder ein bißchen, trank, rülpste, murmelte:
                                          „Entschuldige.“
                                          „‘Entschuldige’!“ äffte Anna und stand auf. Sie trat auf ihren
                                          Mann zu, der ihr kaum bis an die Schulter reichte und griff

                                          nach der Karte, die sich langsam mit Wodka und
                                          Tomatensaft vollsaugte. „Wahrscheinlich waren es
                                          dieselben Kinder, die ihr das LSD gegeben haben. Hast du
                                          sie etwa hereingebeten?“

                                          Carl blickte verlegen zu Boden. „Ja, natürlich. Wir können
                                          doch nicht alle über einen Kamm scheren, Liebling. Und
                                          die anderen haben doch gesagt, daß es niemand von der
                                          Schule war.“ Er sah wieder auf, wankte und nahm noch

                                          einen Schluck. Offenbar hatte er Mühe, scharf zu sehen,
                                          denn er drückte ein Auge zu; trotzdem schien er plötzlich
                                          zu schielen. Ein feines Netz von geplatzten Äderchen
                                          umgab seine Augen, und Anna sah zum ersten Mal, daß

                                          unter seinen schütteren, graubraunen Haaren ebenfalls
                                          welche waren. Er hatte sich in letzter Zeit nicht rasiert, und
                                          nun schienen die Bartstummeln sogar aus seinen Ohren zu
                                          wachsen.

                                          „Du bist betrunken“, sagte sie. „Geh’ schlafen.“ Sie drehte
                                          sich um und setzte sich wieder an Gabys Bett.
                                          „Ich finde, sie sollte in der Klinik sein“, sagte Carl plötzlich
                                          laut, und Gaby bewegte sich unruhig. Sie fuhr sich mit der

                                          Hand an den Hals und ließ sie dann erschöpft auf die
                                          Bettdecke fallen.
                                          (Fortsetzung folgt)







                                              Vielen Dank an das österreichische


                                             Mitglied Tank2 für seine Geschichte

                                                                  "Mondkind"!





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